ExpertenTALK mit Stefan Lambrecht

Wie kann TPM uns aus der Corona Krise helfen?

TPM ist ein ganzheitliches Konzept zur Erhöhung der Effizienz in der Produktion.
TPM stand ursprünglich für Total Productive Maintenance wird aber heute als Total Productive Management bezeichnet und beschreibt ein umfassendes Produktionssystem. Neben Flexibilität, Service und kurzen Durchlaufzeiten, hat vor Allem der Stellenwert der Produktion in der Wertschöpfungskette zugenommen. Aufgrund der steigenden Automatisierung findet TPM mehr und mehr an Bedeutung und wird daher stetig weiter entwickelt und findet zunehmend Anwendung. Vor dem Hintergrund des heutigen Produktions- und Kostendrucks steigen die Anforderungen, teure und komplexe Produktionsanlagen effizienter zu betreiben. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen, insbesondere Instandhaltung und Produktion, ist von entscheidender Bedeutung. Durch intelligente vorausschauende Maßnahmen kann das Kapazitätsangebot erheblich vergrößert werden. TPM hat somit das übergeordnete Ziel, die Wirtschaftlichkeit und die Produktivität zu steigern. Vor Allem steht jedoch die Einbindung der Mitarbeiter in solche Prozesse. „Aus Betroffenen werden Beteiligte; die Steigerung der Effizienz: durch mehr Mitsprache; Mitentscheidung & Mitverantwortung“. Aber versteht auch jeder Mitarbeiter seine künftige Rolle? Kann er mit der Veränderung und den Anforderungen einer Produktivitätssteigerung etwas anfangen? Versteht er den Einsatz von Verbesserungskonzepten, wenn er nicht wirklich beurteilen kann, wie der aktuelle Stand ist und wo es hingehen soll? Bereits vor 30 Jahren stellte Taicho Ohno, „Toyota-Produktions-System“, fest, dass Spitzenleistungen in der Produktion ein wesentliches Kriterium zur Effizienzsteigerung sind. Im Vordergrund steht dabei die Beseitigung von Verschwendung mit dem Ziel von Null Ausfällen, Null Defekten, Null Qualitätsverlusten, Null Unfällen usw.

Wir benötigen einfache Unterstützungssysteme, an dem alle mitwirken können. Hierfür ist ein ganzheitliches und prozessorientiertes Managementkonzept der Schlüssel zum Erfolg.

Der Stellhebel für den Erfolg von Unternehmen sind gut gemanagte Veränderungsprozesse. Bei der Einführung neuer Management-Systeme findet eine Veränderung in allen Ebenen statt. Die gesamte Organisation eines Unternehmens steht sich ständig einem veränderten Umfeld gegenüber. Die Unternehmen, die es schaffen, diesen Veränderungsprozess professionell zu managen, werden in Zukunft erfolgreich sein.

Es geht gerade jetzt darum Produkte besonders schnell, effizient & kostengünstig herzustellen. Dazu benötigen wir effiziente Anlagen. TPM bietet uns eine Vielzahl an Methoden, um uns gerade jetzt aus der Krise zu befreien.

Warum ist der Aufbau einer Verluststruktur, verbunden mit einem Zielauflösungsprozess, innerhalb des TPM-Systems so notwendig?

Unternehmen befinden sich in einem komplexen wirtschaftlichen Umfeld. Dieses ist geprägt von schnelllebigen und globalisierten Märkten, einem verschärften internationalen internen und externen Wettbewerb, kurzen Produkt- und Technologielebenszyklen, von Produktvielfalt, zunehmender technischer Komplexität sowie von einem steigenden Preis- und Kostendruck.

Neben einer exzellenten Qualität, hoher Flexibilität, umfassendem Service am Kunden und der Reduzierung von Durchlaufzeiten, sind vor allem Steigerungen der Effizienz Erfolgsfaktoren, damit Unternehmen Wettbewerbsvorteile erzielen. Um die Effizienz zu verbessern, müssen Verschwendungen innerhalb der Prozessketten genau identifiziert werden und Maßnahmen zu einer schrittweisen Steigerung der Effizienz abgeleitet werden. Hierfür ist ein ganzheitliches und prozessorientiertes Managementkonzept, welches die Fähigkeiten der Mitarbeiter einbindet, um den Produktionsprozess nachhaltig zu optimieren, der Schlüssel zum Erfolg. Die Eliminierung von Verlusten ist eine der wichtigsten Leitlinien von TPM®. Man unterscheidet hier in 16 Verlustarten, die unterschiedlichste Auswirkungen auf die Produktivität haben. Die 16 Verlustarten von TPM® beinhalten die 7 Verschwendungsarten, die man aus dem Toyota Produktionssystem bzw. aus der Lean-Philosophie kennt. Über Leistungskennzahlen lassen sich Verschwendungen identifizieren und Potentiale ableiten. Voraussetzung ist Transparenz und Visualisierung der Prozesse. Klare Ziele machen den Erfolg messbar und zeigen den Fortschritt auf. Führung durch Zielvereinbarung auch Management by objectives genannt. Ziel ist es, die strategischen Ziele des Gesamtunternehmens und der Mitarbeiter gemeinsam festzulegen und umzusetzen.

Wie sollte sich gerade jetzt die Instandhaltung, durch die Corona-Krise verbundene Kurzarbeitsphase aufstellen?

Für den Anlagenpark sollte diese Zeit sinnvoll genutzt werden. Trotz etwaiger Kurzarbeit sollte für kritische Anlagen sichergestellt werden, die Gangfähigkeit kritischer Anlagen in der Krisenzeit aufrechtzuerhalten, sodass beim Wiederhochfahren der Produktion die volle Funktionsfähigkeit und Präzision direkt gewährleistet ist. Eine echte Chance für die Qualität des Anlagenparks ist, einen etwaigen Wartungsstau anzugehen bzw. den gesamten Wartungsaufwand in der Krisenzeit zu erhöhen und mehr in vorbeugende Instandhaltung zu investieren. (Wartungen sollten vorgezogen oder auch sinnvolle Überholungen oder Umbauten vorzeitig eingeplant werden). Nicht nur für die Anlagen kann die Krise eine Chance sein, auch für die Organisation und das Personal kann die Zeit sinnvoll genutzt werden. In vielen Unternehmen ist zu beobachten, dass z.B. die Wartungspläne nicht auf dem neuesten Stand sind. In Zeiten hoher Auftragslast fällt das regelmäßige Aktualisieren gerne mal hinten runter. Dies kann jetzt nachgeholt und auch mit der Fragestellung verbunden werden, ob die Verteilung der Wartungsaufgaben zwischen Instandhaltung und Produktion neu aufgeteilt werden sollte. Hierbei helfen uns die TPM®-Strategien der geplanten, sowie der autonomen Instandhaltung.

TPM® ist eine eingetragene Schutzmarke des JIPM (Japan Institute of Plant Maintenance)